Nein. Ich habe vor vielen Jahren die Ausbildung zum Microblading gemacht. Einfach weil ich wissen wollte, wie es ist und Kund:innen mich immer wieder danach gefragt haben. Leider musste ich in der Praxis feststellen, dass der Eingriff bei einem Microblading für die Haut wesentlich traumatischer ist, als es die von mir verwendeten, hauchdünnen Nadeln von Long-Time-Liner® jemals sein könnten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ein Microblading - in der richtigen Hautschicht eingebracht - max. 6 Monate hält. Dies berichten mir auch meine Kund:innen. Da die Kundin / der Kunde aber nach 6 Monaten immer noch eine schöne Augenbraue haben möchte, wird diese aufgefrischt. Und nach 6 Monaten wieder und nach weiteren 6 Monaten wieder. Das heißt, in derselben Zeit wie bei einem maschinell pigmentierten Permanent Make-up (nämlich ca. 2-4 Jahre) muss man ein Microblading ca. 4-8 x nacharbeiten. Ein Aufwand, der zum einen nicht zu bezahlen ist und zum anderen der Haut mehr schadet als ihr gut tut.
Die vielen Nacharbeiten können eine massive Narbenbildung zur Folge haben und irgendwann bekommt man gar keine Farbe mehr ins Gewebe. Natürlich gibt es immer wieder Beispiele und Hauttypen, die ein Microblading gut behalten und auch zufrieden damit sind. Aber die Praxis zeigt, dass dies nicht die Regel ist. Das ist mir zu wenig und ich habe mir meinen guten Ruf im Laufe der Jahre nicht aufgebaut, um dann unzufriedene Kunden zu haben.
Das bringt mich auch zu einer Anmerkung in wichtiger Sache: Wenn Sie sich für ein Microblading interessieren, seien Sie bitte besonders vorsichtig, an wen Sie sich wenden. Leider wird Microblading von vielen Kolleg:innen angeboten, die bei weitem zu wenig Erfahrungen im Bereich Permanent Make-up haben. Nur zum Vergleich: meine Permanent Make-up Grundausbildung ging über fast 1 Jahr und ich hatte regelmäßige Trainings, Prüfungen und zahlreiche Modelle zu absolvieren. Die Ausbildungskosten des Basis-Kurses betrugen inkl. Gerät knapp € 14.000,- und da habe ich die Spezialausbildungen wie Camouflage und Medical noch nicht mitgerechnet. Eine Microblading-Ausbildung inkl. Blader liegt durchschnittlich bei € 800-1.000,- und geht über 2- max. 3 Tage! Diese Zeit habe ich alleine nur mit Vorzeichnungen verbracht, da haben wir in der Ausbildung noch lange nicht an lebenden Personen pigmentiert.
Hinzu kommt, dass es im Bereich Microblading genauso wie beim Permanent Make-up in Deutschland keine staatliche Prüfung gibt. Das heißt, jeder kann Microblading anbieten, egal ob er es beherrscht oder nicht. In Österreich muss man wenigstens eine Arbeitsprobe vor der zuständigen Wirtschaftskammer ablegen. Dies ist zwar auch kein Garant für Können, aber immer noch besser als die Situation in Deutschland.
Der Druck am Markt und die Nachfrage nach immer noch billigeren Behandlungen wird immer größer. Unsere "Geiz ist geil" Mentalität macht leider auch im Beauty-Bereich nicht halt und um wettbewerbsfähig zu bleiben, wird gespart - leider meistens bei der Ausbildung und dem Material (Nadeln, Farben, Hygiene)!! Dass dies eine Einbahnstraße ist und ich die Hälfte meiner Arbeitszeit nur mit Korrekturen von fehlerhaftem Permanent Make-up beschäftigt bin, sehen die Kundinnen in dem Moment nicht. Und die meisten denken sowieso "das kann mir nicht passieren". Bis es dann zu spät ist....
Ich möchte hier niemanden zu Unrecht verurteilen und es gibt sicher einige Pigmentologen, die sich ebenso wie ich über ihre Verantwortung bewusst sind. Aber es ist mir wirklich eine Herzensangelegenheit, dass ich Sie über die Situation aufkläre, denn noch nie zuvor war man in der Permanent Make-up Branche mit derart unausgebildeten Fachkräften konfrontiert. Früher kam man um eine professionelle Ausbildung nicht umhin und alleine der Ausbildungspreis hat viele untalentierte "Kollegen" davon abgehalten PMU anzubieten. Inzwischen ist aber wie gesagt der Preis kein Hinderungsgrund mehr, denn die Nachfrage nach Microblading ist eindeutig da und die Kosten schnell wieder erwirtschaftet. Ich habe in meinem Institut täglich mit massiven Verzeichnungen zu tun und kann Ihnen nur ans Herz legen, sich im Vorfeld genau über das Können der Pigmentologin zu informieren.